Dinosaurier sterben nie aus.


Jede Zeit hat ihre Individualisten und Individualisten prägen ihre Zeit. Und Individualisten werden von ihrer Zeit geprägt - wie die hier exponierten Dinosaurier.

Im realen Leben sind sie Künstler oder der Kunst verbundene Personen. Tamara Starl-Latour nennt sie deshalb Dinosaurier, weil sie in ihrem Kampf, Individualismus gegen Uniformität zu vertreten, eine aussterbende Art sind. Mindestens aber eine gefährdete. Sie sollten unter Naturschutz stehen. Aber nüchtern betrachtet ist zu erwarten, daß ihre Spezies sukzessive verschwindet, bis schließlich die ganze Art weg ist.

Solchermaßen kann man diese Dinosaurier als Dokumente betrachten oder auch als Reflexion: Als Antipoden ihrer Zeit ermöglichen sie deren Eigenheiten in extremer, detaillierter Form widerzuspiegeln und genau darin besteht die Wichtigkeit ihres Individualismus.

Individualismus ist stets aufs Neue zu definieren, aufs Neue zu erkämpfen, da sich das Umfeld, in dem er sich zu behaupten hat, mit rapider Beschleunigung ändert. Jede Zeit braucht ihre Dinosaurier.

Natürlich wirken Dinosaurier gerade darum vermeintlich komisch, bisweilen ein wenig tragisch. Auf jeden Fall aber bewundernswert in ihrer Unbeugsamkeit.
Es würde mehr als ein Menschenleben erfordern, sie alle in Porträts festzuhalten. Tamara Starl-Latour muss sich auf einen Ausschnitt beschränken: Begonnen hat sie mit Persönlichkeiten aus der näheren Umgebung, sie wird aber diese Chronik eines Widerstands gegen eine hemmungslos grassierende Nivellierung ausdehnen. Das Ganze folgt keineswegs irgendwelchen Kritierien von "Wichtigkeit" an Status, Namen, Einfluß, Reichtum, sondern verschreibt sich einzig der - Individualität.

Tamara Starl-Latour verfolgt diese Arbeit mit Optimismus: Dinosaurier faszinieren und kommen immer wieder zurück, auch wenn sie schon längst tot sind. Selbstverständlich brauchen sie keinen Jurrassic Park als Existenzgrundlage. Die Alpträume einer stumpfsinnig konformitätssüchtigen Gesellschaft tun's auch.